Berliner Sonderprogramm pandemiebedingter Lernrückstände:

In den Studiengängen der Fakultät IV konnten in den vergangenen zwei Jahren kaum anwendungsorientierte Lerninhalte vermittelt werden, da diese eine intensive, persönliche Betreuung beanspruchen. Dadurch war im Bereich der Informatik die Vermittlung von Programmiersprachen nur digital möglich. In der Elektrotechnik wurde auf praktische Umsetzungen im Labor verzichtet. Diese Umstände haben zu starken Kompetenzunterschieden bei den Studierenden geführt, die im normalen Lehralltag nicht mehr kompensiert werden können. Darüber hinaus äußern zahlreiche Studierende (z. B. im Mentoring, Ausbildungskommission), dass sie keinen oder wenig Kontakt zu Mitstudierenden auf- oder ausbauen konnten. Anhand verschiedener Maßnahmen soll auf die unterschiedlichen Bedürfnisse Studierender eingegangen werden. Dabei werden bewusst mindestens zwei der vom Programm adressierten Handlungsfelder miteinander verknüpft, um den Studierenden nicht nur eine fachliche, sondern auch soziale Einbindung zu ermöglichen und den Studienfortschritt zu fördern. Am Ende des Förderzeitraums werden die Maßnahmen für mögliche Verstetigungen überprüft.

1. Catch-Up-Kurse für Studierende der Fakultät IV

In Catch-Up-Kursen mit fachspezifischen sowie sozialen Mentoringangeboten wird auf die beschriebene Ausgangslage reagiert. Die Angebote finden jeweils eine Woche lang statt. Die fachspezifischen Angebote werden in zwei Bereiche unterteilt: Programmier-Mentoring und Labor-Mentoring. Beide Angebote werden durch ein aktives Austausch- und Netzwerkprogramm während der Woche begleitet.

Programmierkompetenzen: Für Informatik-Studiengänge wird ein Programmier-Mentoring angeboten. Dabei können die Studierenden ihre Kenntnisse auf- und ausbauen, indem sie fachliche Inhalte praktisch anwenden lernen. Zur Wiederholung der theoretischen Inhalte wird auf bestehende Ressourcen zurückgegriffen. Die Anwendung wird von Mentor*innen begleitet. Das Üben wird durch Wettbewerbe motiviert. Unterschiedliche Lernausgangslagen werden im Vorfeld eingestuft. In heterogenen Lerngruppen wird Peer-to-Peer-Learning durch Aufgabenstellungen und Wettbewerbe gefördert. Die Fachgebietsleitungen, die Grundlagenveranstaltungen für Informatik anbieten, werden in die Ausgestaltung des Angebots mit einbezogen. Das Programmier-Mentoring wird für C, Java und Python angeboten und steht allen Studierenden der Fakultät IV zur Verfügung.

Laborkompetenzen: Für Studiengänge mit elektrotechnischem Bezug wird ein Labor-Mentoring angeboten. Dieses ermöglicht Studierenden, das erlernte theoretische Wissen anhand von konkreten Versuchen selbst anzuwenden. In Zusammenarbeit mit den jeweiligen Lehrstühlen erhalten die Studierenden in zugeteilten Kleingruppen Versuchsanweisungen und führen diese durch. Unterstützt werden sie durch qualifizierte Mentor*innen. Die durchgeführten Versuche und deren Ergebnisse werden abschließend dokumentiert, um wissenschaftliches Schreiben zu üben. Gemeinsam mit dem Lötlabor und dem dEIn-Labor werden kleine Gruppenwettbewerbe angeboten, um zusätzlich den fachlichen und sozialen Austausch zu fördern.
Austausch- und Netzwerkformate: Während der Catch-Up-Kurse wird in Zusammenarbeit mit studentischen Initiativen und Projekten ein soziales Rahmenprogramm zum Austausch und Netzwerken für die Studierenden angeboten. Dieses umfasst sowohl gemeinsame Aktivitäten zwischen den jeweiligen Lerneinheiten als auch eine gemeinsame Teamchallenge am Ende der jeweiligen Woche wie z. B. die Organisation einer Abschlussveranstaltung.

2. Intensivierte Projektarbeit im Bereich Elektronik

Ein verpflichtender Bestandteil im Studiengang Elektrotechnik ist das Absolvieren eines Schwerpunktprojekts, welches mit seinem hohen Praxisanteil sehr anwendungsorientiert ist. Hier geht es stets auch um eine intensive Arbeit im Team. In den letzten beiden Jahren konnten diese wichtigen Projekte in einigen Bereichen gar nicht und in einigen Fällen nur eingeschränkt angeboten werden, so dass viele Studierende in ihrem Studienfortschritt aufgehalten worden sind und ihnen im Bereich der Projekt- und Teamarbeit wichtige Kompetenzen fehlen. Gerade im Bereich der Elektronik stand dem studentischem Bedarf ein viel zu kleines Angebot gegenüber. Diesen Rückstau gilt es abzubauen, um den Studienfortschritt nicht noch weiter zu gefährden. Es wurden hier schon aus eigenen Mitteln Lehraufträge vergeben, jedoch bedarf es auch zusätzlicher tutorieller Unterstützung, um eine schnelle intensive Aufarbeitung der ausgefallenen Lehre umzusetzen.

3. Semesterstartakademie:

Die Semesterstartakademie richtet sich an alle Studierenden der Fakultät IV. Sie findet Ende März 2023 statt. Im Rahmen der Semesterstartakademie können die Studierenden Workshops zur Weiterentwicklung eigener Schlüsselkompetenzen, Future Skills oder ähnlicher Angebote nutzen. Ähnlich wie bei den Catch-Up-Kursen erfolgt auch dieses Angebot in Zusammenarbeit und Kooperation mit den studentischen Initiativen und Projekten, um den sozialen Austausch zu fördern und zu festigen.

4. Lange Nacht der Hausaufgaben

Die Lange Nacht der Hausaufgaben wird seitens der Studierendeninitiativen der Fakultät IV von Studierenden für Studierende geplant und durchgeführt. Das Veranstaltungsformat ermöglicht es allen Studierenden der Fakultät im gemeinschaftlichen Kontext eigene Aufgaben zu bearbeiten. Ziel ist es, Studierenden gemeinsames Lernen und Studieren zu ermöglichen und dabei individuelle Abgaben aktiv zu unterstützen. Die Veranstaltung wird jeweils einmal im SoSe 2022, WiSe 2022/23 und SoSe 2023 angeboten.
Maßnahmenplan Lernrückstände Fakultät IV

5. Schreibwoche für Abschlussarbeiten

Mit einer intensiven Schreibwoche für Studierende, die ihre Abschlussarbeit schreiben oder vorbereiten, wird ein Angebot für eine spezifische Zielgruppe geschaffen. In einem strukturierten Wochenprogramm werden die Studierenden angeleitet, unterstützt und im Schreibprozess beraten. Eine enge Zusammenarbeit mit den TU-Bibliotheken und der Schreibberatung des Studierendenwerks Berlin werden initiiert.

6. TechTalks

Die TechTalks werden seitens der Studierendeninitiative „Freitagsrunde“ organisiert und koordiniert. Dabei geht es sowohl um fachliche Vorträge als auch um ein soziales Format, um sich mit anderen Studierenden vernetzen zu können. Die Planung und Ausgestaltung des Angebots wird eigenverantwortlich durch die Studierenden übernommen. Insgesamt werden vier TechTalks im Rahmen des Förderzeitraums eingeplant.

7. Intensivierte Projektbetreuung

Die Lehrveranstaltung „International Information Security Contest“ benötigt eine zusätzliche tutorielle Unterstützung, um mit den Masterstudierenden anwendungsorientierte Inhalte kompensieren zu können. Die methodischen Rückstände liegen primär im Bereich der Softwareentwicklung. Im Rahmen des Moduls wird ein internationaler Wettbewerb ausgerichtet; die Steigerung der Qualität des Projekts hat somit eine größere Tragweite